1837
Der Wiener Bürger Ferdinand Zögernitz lässt eine Residenz im Biedermeierstil auf ehemaligem kaiserlichen Besitz erbauen. Das alte Casino Zögernitz wird am 21. Juni des Jahres 1837 eröffnet und avanciert fortan mit seinem „reich dekorierten Saal“ und wunderschönem Garten zum beliebten Treffpunkt der besten Wiener Gesellschaft.
1850
Im Sommer 1850 veranstaltete Johann Strauß "zu seinem Benefice" im Casino Zögernitz ein großes Wiener Volksfest mit einem glänzenden Ball, imposanter Illumination und Feuerwerk. Wie er es von seinem Vater gelernt hatte, gab er diesem Fest auch einen auftrumpfenden Titel: "Prunkszene aus der Residenz". Für den Ball versprach der junge Strauß als Attraktion einen neuen Walzer: "Johannis-Käferln". Es ist durchaus möglich, daß die Gäste auch echte "Johannis-Käferln" zu sehen bekamen, denn so nennt man in Wien die Glühwürmchen, und diese sind in freundlichen Sommernächten gerade im Raum Döbling sehr oft und zahlreich zu sehen.
1868
In den folgenden Jahren nach 1868 bestritten Volkssänger und Komiker, wie Pepi Steidler, Luise Montag, Josefine Schmär und der „Alte Drahrer“ Guschelbauer das Unterhaltungsprogramm. Der Straußsaal war auch ab 1880 der Ort für zahlreiche Konzerte der Brüder Johann und Eduard Strauß sowie vom damaligen Hauskapellmeister Fahrbach.
Von 1870—1903 war an Stelle des später neuerrichteten Speisegartens die Endstation und Remise der Pferdetramway. Erst nach der Elektrisierung der Straßenbahn wurde die Endstation auf die Hohe Warte verlegt.
1913
1913 übernahm das Gastronomen-Ehepaar Alfred und Maria Stegbauer das Casino und richteten ab 1920 für mehrere Jahre ein Freiluftkino im Garten ein. Da das Casino im Zuge des ersten Weltkrieges schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, entschlossen sie sich 1926, einem vielfach geäußerten Wunsch, insbesondere der Döblinger Bevölkerung, Rechnung tragend, Neubauten auszuführen. In etwas modernisiertem Altwiener Stil wurde der Neubau dem alten Casino angepasst.
1945
Ab Mai 1945 feierten hier bis zu 600 sowjetische Soldaten ihren Sieg durch Apelle und Gartenfeste. Nach der 4-Zonenteilung Wiens veranstalteten die Amerikaner im Casino ausgelassene Triumphfeiern.
Nach dem Abzug der ausländischen Besatzungsmächte wurde das Casino Zögernitz zu neuem Leben erweckt. Der Wiener Fasching, Bälle, Kränzchen, Sommerfeste, Versammlungen politischer Parteien, Theater- und Opernaufführungen kehrten wieder ein.
1950
1950 wurde das anschliessende Hotel, wo Künstler wie Marcel Prawy, Helge Rosvaenge, Walter Wallner etc. logierten, errichtet.
1967
Im Straußsaal fanden seit 1967 grosse Schallplattenaufnahmen von alter und klassischer Musik statt. Nikolaus Harnoncourt wirkte hier mit seinem „Concentus Musicus“ und viele bekannte Opersänger sowie Chöre beehrten das Haus.
1976
Seit 1976 gehörte das Casino Zögernitz der Rudolf Stegbauer KG. Nach dem Tode von Rudolf Stegbauer ging die Liegenschaft an seine beiden Schwestern, die vor einigen Jahren verstarben. Sie vermachten das Casino Zögernitz der Erzdiözese Wien.
2007
Der mittlerweile historische Altbau und das gesamte Grundstück sind in einem schlechten Zustand und steht seit Jahren leer. In den vergangenen Jahren wurden von verschiedenen Besitzern behelfsmäßige Schuppen um den Altbau gebaut und das Gelände ist verwuchert.
2008
Seit Februar 2008 ist das Casino Zögernitz durch das Bundesdenkmalamt unter Denkmalschutz gestellt.
Im selben Jahr erwirbt der Immobilienentwickler Hermann Rauter die Liegenschaft und entwickelt das Konzept zur Revitalisierung des alten Casinos, finanziert durch den Bau neuer Wohnungen auf dem brach liegenden Grundstück.
2017
Eine sanfte historische Rückführung in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt, sowohl im Baulichen, als auch in der Funktion beginnt.
2021
Seit Juni 2021 ist der gemütliche Gastgarten ist endlich wieder in Betrieb und eine Bereicherung für Döbling und ganz Wien. Das dazugehörige Restaurant, geleitet von Gastronom und Haubenkoch Stefan Glantschnig, begeistert Gäste mit "Einfacher Wiener Küche auf höchstem Niveau". Kein geringerer als Star Architekt Denis Kosutic zeichnet verantwortlich für das außergewöhnliche Interior Design.
2022
Die Sanierung des historischen Saals schreitet voran. Um den Vorgaben des Denkmalamts gerecht zu werden, wird die originalgetreue Wandbemalung rekriiert und der Saal auch architektonisch wieder in seinen Ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Um die akkustische Brillianz zu testen und Musiker in der Corona-Kriese zu unterstützen, werden immer wieder “Baustellenkonzerte” zu veranstaltet.
Geplante Eröffnung: Februar 2023